Was passiert eigentlich im Landtag – und wie kommen politische Entscheidungen zustande? Diese Fragen konnten rund 60 Wirtschaftsjunior:innen aus ganz NRW beim diesjährigen Know-How-Transfer (KHT) am 8. und 9. Juli in Düsseldorf nicht nur stellen, sondern vor allem erleben. Gemeinsam mit ebenso vielen Landtagsabgeordneten nahmen sie für zwei Tage an Fraktionssitzungen, Ausschüssen, Gesprächsterminen und Plenarsitzungen teil – und wurden Teil des politischen Betriebs.

Der 22. Know-How-Transfer startete traditionell mit der offiziellen Begrüßung durch Landtagspräsident André Kuper, der die Teilnehmenden erneut mit offenen Worten willkommen hieß und die Bedeutung des Projekts für den Austausch zwischen Wirtschaft und Politik betonte.


Zwischen Ausschusssitzung und Abgeordnetengespräch: Politik ganz nah erleben

Im Mittelpunkt stand der persönliche Austausch. Die teilnehmenden Wirtschaftsjunior:innen – Unternehmer:innen und Führungskräfte aus unterschiedlichsten Branchen – begleiteten ihre jeweiligen Abgeordneten durch deren Arbeitsalltag. Neben offiziellen Sitzungen blieb auch Raum für direkte Gespräche zu wirtschaftspolitischen Themen und aktuellen Herausforderungen.

Das Besondere: Viele dieser Begegnungen bleiben keine einmalige Erfahrung – aus dem KHT entstehen häufig langfristige Kontakte, Gegeneinladungen in Unternehmen oder gemeinsame Projekte.


Diskussion mit den Fraktionsspitzen: Infrastruktur, Bildung, Fachkräfte

Ein Höhepunkt des ersten Tages war die große Diskussionsrunde mit den Fraktionsvorsitzenden, moderiert von Eduardo Radigewski, Projektverantwortlicher im Landesvorstand der WJ NRW. Auf dem Podium:

  • Jochen Ott (SPD)
  • Henning Höne (FDP)
  • Julia Eisentraut (Bündnis 90/Die Grünen, stellv. Fraktionsvorsitzende)
  • Thorsten Schick (CDU)

Diskutiert wurden zentrale Zukunftsthemen: Wie gelingt der digitale Wandel in NRW? Wo stehen wir beim Ausbau der Infrastruktur? Und wie begegnen wir dem wachsenden Fachkräftemangel? Dabei wurde schnell deutlich: Bildungsgerechtigkeit ist ein zentrales Querschnittsthema, das viele andere Herausforderungen beeinflusst.


#NextLevelChancen: Bildungsgerechtigkeit im Fokus des Parlamentarischen Abends

Am Abend folgte das inhaltliche und emotionale Highlight: der Parlamentarische Abend auf Einladung der Wirtschaftsjunioren NRW – auch in diesem Jahr wieder hoch über den Dächern Düsseldorfs im Skydeck der Kanzlei Noerr im SIGN! Tower im Medienhafen.

Unter dem Titel „#NextLevelChancen – wie steht es um Bildungsgerechtigkeit in NRW?“ diskutierten vier Expert:innen aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft miteinander – und mit dem Publikum:

  • Dr. Katja Urbatsch, Gründerin und Geschäftsführerin von ArbeiterKind.de
  • Tim Achtermeyer, MdL und Landesvorsitzender der Grünen NRW
  • Klaus Bourdick, Fachpolitischer Sprecher Bildung & Fachkräfte bei IHK NRW
  • Vera Hopp, Geschäftsführerin des VKJ e.V.

Bildung als Standortfrage, als Gerechtigkeitsfrage, als Zukunftsfrage – so ließe sich die Grundstimmung des Abends zusammenfassen. Frühkindliche Bildung wurde als Fundament bezeichnet, das momentan vielerorts ins Wanken gerät: fehlende Fachkräfte, finanzielle Schieflagen bei Trägern, ein hoher Verwaltungsaufwand – all das bedrohe die Qualität und Zugänglichkeit von Bildung von Anfang an.

Die Diskussion war intensiv: über das Auseinanderklaffen von Herkunft und Chancen, über Förderprogramme, die wegbrechen, und über die Frage, wie das duale Ausbildungssystem als zukunftsfähiges Modell gestärkt werden kann. Besonders deutlich wurde: Wirtschaft, Staat und Gesellschaft dürfen beim Thema Bildung nicht isoliert denken.

„Ein Kind aus einer Akademikerfamilie darf keinen Bildungsrückschritt erfahren, wenn es sich für eine Ausbildung entscheidet“, so eine der Kernaussagen des Abends.

Am Ende stand ein eindringlicher Appell: Mehr Geld für Bildung – und mehr Verantwortung auf allen Seiten. Bildung sei eine Gemeinschaftsaufgabe, und es brauche mehr Dialog mit den Betroffenen, nicht nur über sie.


Tag zwei: Plenarsitzung, Politikspaziergang und ein besonderer Abschluss

Am zweiten Tag stand unter anderem der Besuch der Plenarsitzung auf der Besuchertribüne auf dem Programm. Bei einem Politik- und Architekturspaziergang durch das Regierungsviertel wurde Geschichte greifbar und politische Zusammenhänge erfahrbar gemacht.

Den feierlichen Abschluss bildete ein gemeinsames Gruppenfoto mit Ministerpräsident Hendrik Wüst, der die Teilnehmenden ebenfalls begrüßte.


Dialog auf Augenhöhe schafft Verständnis – und Veränderung

Mit vielen neuen Eindrücken, spannenden Kontakten und frischen Impulsen endet der 22. Know-How-Transfer – und doch ist eines sicher: Nach dem KHT ist vor dem KHT. Die Wirtschaftsjunioren NRW haben bereits mit den Planungen für 2026 begonnen.

Ein großer Dank gilt allen Teilnehmenden, Partnern und Unterstützenden – vor allem aber den engagierten Wirtschaftsjunior:innen, die mit ihrem Mitwirken erneut bewiesen haben: Wirtschaft und Politik können gemeinsam gestalten – wenn sie miteinander sprechen.

Fotos: Wirtschaftsjunioren NRW / Malte Reiter & Eric Bubacz