Der deutschen Wirtschaft entstehen nach übereinstimmenden Studien der letzten Jahre durch Spionage, Sabotage und Datendiebstahl Schäden in zweistelliger Milliardenhöhe. Die Dunkelziffer ist hoch, weil Unternehmen aus Sorge vor Imageschäden nicht über mögliche Angriffe und deren Folgen sprechen. Gerade kleine und mittlere Unternehmen mit ihren innovativen Produkten sowie Einrichtungen der Wissenschaft und Forschung sind immer wieder das Hauptangriffsziel von Wirtschaftsspionen und Cyberkriminellen. Das Industrie- und Forschungsland Nordrhein-Westfalen weckt deshalb in besonderem Maße das Interesse. Dabei ist der Schutz der eigenen Accounts und Geräte essenziell, unter anderem auch um die unfreiwillige Weiterverbreitung von Schadsoftware zu verhindern.


Cyberkriminalität hat sich zu einer ernsthaften Bedrohung für Unternehmen entwickelt

Am 16. Oktober drehte sich auf Einladung der Wirtschaftsjunioren Leverkusen/Rhein-Berg e.V. und des Landesverbandes der Wirtschaftsjunioren Nordrhein-Westfalen in Leverkusen daher alles um die akuten Gefahren durch Cyberkriminalität für Unternehmen sowie um den Schutz vor derartigen Bedrohungen. Landesinnenminister Herbert Reul betonte in seiner Keynote zu Beginn der Veranstaltung die Dringlichkeit des Themas: Cyberkriminalität habe sich zu einer ernsthaften Bedrohung für Unternehmen entwickelt. Er unterstrich die Vielfalt der Cyberbedrohungen, denen Unternehmen heute gegenüberstehen, von Ransomware-Angriffen bis hin zu gezielten Phishing-Kampagnen. Die finanziellen und reputationsbezogenen Risiken, die diese Bedrohungen mit sich bringen, seien enorm. Der Innenminister mahnte, dass Unternehmen nicht nur auf technologische Lösungen angewiesen seien, um sich vor Cyberangriffen zu schützen. Ein entscheidender Faktor sei das Bewusstsein und die Schulung der Mitarbeitenden. Er betonte die Notwendigkeit, Sicherheitsbewusstsein in der gesamten Belegschaft zu fördern und regelmäßige Schulungen anzubieten, um Phishing-Angriffen vorzubeugen. Dabei ging er auch auf die wichtige Rolle der Behörden bei der Unterstützung von Unternehmen ein und verwies auf Förderprogramme und Unterstützungsmöglichkeiten, die Unternehmen bei der Stärkung ihrer Cybersicherheit helfen können.

Ein entscheidender Faktor ist das Bewusstsein und die Schulung von Mitarbeitenden in den Unternehmen. – Herbert Reul, NRW-Innenminister

In der anschließenden Diskussionsrunde unter der Moderation von Hicham El Founti, Ressortleiter Politik des WJNRW-Landesverbandes,  waren sich alle Beteiligten einig: Die Sensibilisierung für das Thema und die Zusammenarbeit zwischen Regierung, Unternehmen und Sicherheitsexperten ist von entscheidender Bedeutung für den Kampf gegen die Cyberkriminalität. Andrea Regnery, Versicherungskauffrau aus Koblenz, stelle aktuelle eine hohe Nachfrage nach speziellen Cyberversicherungen fest. Dabei seien die Auswahl und der genaue Versicherungsumfang, inklusive einer ausreichenden Betriebsunterbrechungsabsicherung, entscheidend. Florian Straßer, Geschäftsführer eines IT-Sicherheitsunternehmens in Leichlingen, betonte, dass schon mit vergleichsweise einfachen Mitteln wie der 2-Faktorauthentifizierung und sorgsamer IT-Administration ein wichtiger Basisschutz hergestellt werden könne. Norbert Hentschel ist CFO des Unternehmens Miltenyi Biotec, das bereits 2020 durch einen massiven Cyberangriff einen finanziellen Schaden in Millionenhöhe erlitt. Hentschel verwies schließlich auf die Wichtigkeit der regelmäßigen Schulungen für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Bevor sich die Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer beim get-together mit den rund 60 interessierten Gästen in der Leverkusener IHK-Geschäftsstelle intensiv über die Thematik austauschen konnten, brachte es Minister Reul abschließend auf den Punkt: „Kümmern Sie sich um eine ausreichende Absicherung Ihrer IT-Systeme. Es kommt ja auch niemand auf die Idee, die Türen des eigenen Hauses nachts einfach offenstehen lassen.“



Foto: Wirtschaftsjunioren Leverkusen/Rhein-Berg