Interview mit der WJ NRW Landesvorsitzenden Jeannine Budelmann: „Bedürfnis nach gegenseitigem Verständnis ist spürbar“

Jeannine Budelmann will in ihrer einjährigen Amtszeit unternehmerisches Denken und Handeln stärker in der Gesellschaft verankern. Im Interview äußert sich die 32-jährige zum Zeitmanagement als Geschäftsführerin, Mutter und Ehrenamtlerin, zu ihren Zielen und den Interessen der WJ im Allgemeinen.

Frau Budelmann, Sie haben in diesem Jahr den Landesvorsitz NRW der Wirtschaftsjunioren übernommen. Wie lässt sich dieses Ehrenamt mit den Aufgaben einer Geschäftsführerin im Mittelstand vereinbaren?
Die ehrenamtliche Aufgabe als Landesvorsitzende bringt großartige Erfahrungen mit sich, ich lerne viele unterschiedliche Menschen kennen und kann mich – und damit auch mein Unternehmen – vielfältig vernetzen. Die Arbeit im Verband ermöglicht es mir, auch meine eigenen Überzeugungen und Erfahrungen an den entsprechenden Stellen zu kommunizieren. Wir sind nur gemeinsam stark: Als Geschäftsführer eines einzelnen Unternehmens wird man nie dasselbe Gehör finden, wie als Vertreter von knapp 3.000 Mitgliedern. Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen: Der Terminaufwand ist natürlich hoch, aber unter der Woche wird tagsüber gearbeitet und abends geht es zu den WJ-Aufgaben. Mein Mann, der unser Unternehmen mit mir gemeinsam führt, steht da voll hinter mir und kümmert sich in der Zeit um unsere kleine Tochter. Dafür bin ich dann dran, wenn er Termine hat. Am Wochenende fahren wir in der Regel gemeinsam als Familie zu WJ-Terminen und genießen die Zeit.

Wie schätzen Sie, die Sie in diesem Jahr für 2.700 Unternehmer und Führungskräfte in NRW stehen, die wirtschaftliche Lage in diesem Jahr ein? Wo liegen die Herausforderungen?
Auch wenn es keiner mehr hören mag: Die Unsicherheiten, die mit dem Brexit und unsicheren weltpolitischen Lagen zusammenhängen, treiben die Wirtschaft um. Dabei kann aber noch niemand konkret sagen, wer in welcher Weise davon betroffen sein wird. Aber Auswirkungen auf das Export- und Importgeschehen werden diese globalen Entwicklungen haben. In Nordrhein-Westfalen sind darüber hinaus die Verkehrsinfrastruktur und der Fachkräftemangel weiterhin die Top-Themen.

In Ihrer Antrittsrede auf dem Neujahrsempfang der Wirtschaftsjunioren NRW in Lüdenscheid haben Sie sich gewünscht, dass unternehmerisches Denken und Handeln stärker in der Gesellschaft verankert sein sollte. Wie kann das funktionieren?
Ich habe einen engen Dialog mit Politik, anderen Verbänden und gesellschaftlichen Gruppen angestoßen. Nicht, dass wir das mit guten Projekten schon seit Jahren mehr oder weniger erfolgreich machen, aber wir könnten hier und da immer noch ein bisschen mehr erreichen. Ich persönlich habe dafür zunächst mal den Hörer in die Hand genommen und mich mit mehreren Organisationen in Verbindung gesetzt. Meine Erstkontakte waren positiv und von Aufgeschlossenheit geprägt – was mir zeigt, dass ich den richtigen Prozess anstoße und das Bedürfnis nach gegenseitigem Verständnis auf allen Seiten sichtbar ist. Mehr Kontakte bestehen bereits zu Politik und Schulen, was unseren langjährigen Projekten zu verdanken ist.

Aber Sie wünschen sich noch mehr, wenn es um das Thema Schulen und Bildung geht…
Ja, so ist es. Als Wirtschaftsjunioren konnten wir durchsetzen, dass das Schulfach Wirtschaft etabliert wird. Die bestehenden Berufsbildungsmaßnahmen richten sich eher an das Angestelltendasein und informieren nicht über die Möglichkeiten und Aufgaben eines Unternehmers oder einer Unternehmerin. Uns geht es darum, frühzeitig eine Sensibilität für unternehmerisches Denken und Handeln zu wecken. Sicher kann nicht jeder einen solchen Weg einschlagen, aber es könnte sicher auch für das Gründerwesen in Deutschland noch mal neue Impulse geben.

Man merkt, Sie brennen für das Unternehmertum. Was bedeuten denn die Wirtschaftsjunioren für Sie?
Zunächst einmal ist es der geeignete Verband für junge Menschen, die im wirtschaftlichen Kontext Verantwortung tragen. Man trifft auf Gleichgesinnte mit ähnlichen Herausforderungen, die aber doch sehr bunt gemischt sind und eine große Vielfältigkeit zeigen. Jeder ist auch noch anders vernetzt, im Sportverein, Karnevalsclub oder der Kirche. Dieses zusätzliche Potential können wir auch noch besser nutzen, um unsere Stadt, Region, unser Land positiv zu verändern und weiter zu entwickeln.

Foto: Viktor Strasse, offenblen.de