Veranstaltung „Junge Wirtschaft trifft junge Politik“ in Düsseldorf

Clarisse Höhle (FDP) und Daniel Freund (B90/Die Grünen) diskutierten in Düsseldorf in der Veranstaltung „Junge Wirtschaft trifft junge Politik“ die aktuell brennenden europapolitischen Fragen mit den Wirtschaftsjunioren NRW.

„Wir müssen in Europa weg von der Personenwahl und dazu kommen, Programme umzusetzen“, sagte Clarisse Höhle, FDP-Kandidatin zur Europawahl, auf dem Podium der Wirtschaftsjunioren NRW. Ihr Gegenüber, Daniel Freund von B90/Die Grünen, pflichtete ihr in dieser Sache – und im Übrigen, für die Zuhörer erstaunlich, in vielen anderen Themen auch – bei. Beide waren im Rahmen der Veranstaltung „Junge Wirtschaft trifft junge Politik“ in die NRW.BANK nach Düsseldorf geladen, wo sie rund 40 interessierte Zuhörer aus Kreisen der Wirtschaftsjunioren fanden. Zunächst stellten sie sich rund eineinhalb Stunden lang den Fragen von Moderator und Organisator Patrick Hahne, dann in kleineren Runden im „Speed-Dating“ dem direkten Austausch mit den WJ-Mitgliedern.

Bereits zum zweiten Mal waren die WJ für ihren Austausch zwischen Wirtschaft und Politik in der NRW.BANK zu Gast. Ging es vor einem Jahr noch im Dialog mit Abgeordneten des Landtags um eher regionale Themen, konnten die Inhalte diesmal das Globale in den Fokus nehmen. In ihrer Ansprache ging die WJ-Landesvorsitzende Jeannine Budelmann bereits darauf ein, wie wichtig Europa für die Wirtschaft in NRW ist. Viele Vorzüge des geeinten Europa seien inzwischen so selbstverständlich, dass man sich ihr Fehlen kaum noch vorstellen könne – auf der anderen Seite aber gerate ihr Nutzen in Vergessenheit. Im Plenum saßen beispielsweise auch einige junge Menschen, die ein Europa mit Grenzkontrollen nie kennen gelernt hatten.

Patrick Hahne leitete das Gespräch mit hoher Sachorientierung durch Themen wie Veränderungsdrang in Europa, Wahlmüdigkeit in der Bevölkerung, inner- und außereuropäische Grenzen, Freihandelsabkommen, Urheberrecht, Digitalsteuer, Fachkräftemangel, Bürokratie und – ja, auch hier kam man nicht ganz daran vorbei – den Brexit. Nicht selten erwähnte er dabei: „Auch hier werde ich bei Ihnen wohl keinen Disput anstoßen.“ In der Tat waren sich die beiden in vielen Punkten sehr einig, wenngleich an einigen Stellen Detailfragen voneinander abwichen. Davon zeigten sich viele der Anwesenden durchaus überrascht, war man doch im Vorfeld davon ausgegangen, dass gerade diese beiden Parteien doch recht weit auseinander liegen müssten in ihren Positionen. Uneinig waren sich Höhle und Freund beim Freihandel: Clarisse Höhle sprach sich klar für derartige Abkommen aus und bedauerte das Scheitern der TTIP-Verhandlungen: „Es muss ja nicht jeder eigene Wunsch erfüllt werden. Wenn auf beiden Seiten nur 90 Prozent der Forderungen erfüllt sind, ist das auch gut.“ Worauf Daniel Freund erwiderte: „Freihandel ist grundsätzlich in Ordnung, aber nicht zu jedem Preis.“ Einigkeit hingegen herrscht darin, dass die Binnengrenzen Europas offen bleiben müssen, aber mehr gemeinsam dafür getan werden müsse, sich den Außengrenzen zu widmen. Ebenso ist es für beide Kandidaten unumstritten, dass auch Wege gefunden werden müssen, weltweite Großkonzerne am Gemeinwohl zu beteiligen. Ob die Digitalsteuer dafür der richtige Weg ist, wurde von beiden eher kritisch gesehen.

Hinterher waren sich alle Anwesenden einig, dass das geeinte Europa eine langjährige Erfolgsgeschichte ist, die fortgesetzt werden muss – mit der Offenheit für Veränderungen.

Bildergalerie (Fotos: Matthias Morawetz):