PRESSEINFORMATION

Die Wirtschaftsjunioren NRW begrüßen die Einführung eines Schulfachs Wirtschaft in den NRW-Gymnasien. In der konkreten Ausgestaltung sehen sie aber erhebliche Defizite.

Die Wirtschaftsjunioren NRW äußern sich kritisch zu den aktuell veröffentlichten Lehrplänen zum Schulfach Politik und Wirtschaft für die Gymnasien in NRW. Wesentliche Inhalte, wie die Stärkung des Unternehmergeistes in der Gesellschaft und ein lebensnaher und praktischer Einblick in unternehmerische Zusammenhänge kämen darin deutlich zu kurz, kritisieren die Vertreter der jungen Wirtschaft.

„Wir freuen uns, dass ein Schulfach Wirtschaft nun endlich kommt. Dies haben wir lange gefordert“, sagt Jeannine Budelmann, Landesvorsitzende der Wirtschaftsjunioren NRW. Gleichzeitig spart sie aber auch nicht mit Kritik an der Umsetzung: „Die Schulministerin hat eine Chance verpasst, jungen Menschen einen wirklichen Einblick in die Realität von Unternehmerinnen und Unternehmern zu ermöglichen. In Schulnoten ist das eine ‚knappe Vier‘, mit viel Luft nach oben.“

So setzen die Lehrpläne aus Sicht der jungen Wirtschaft zu einseitig auf einen Mix aus Wirtschaftstheorie und Verbraucherbildung. Die Rolle des Unternehmers, der in unserer Gesellschaft selbstständig Verantwortung übernimmt, Wachstum schafft und Arbeitsplätze sichert, kommt dabei zu kurz. Zudem werden wesentliche Freiheitsrechte unserer Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung aus Sicht der Wirtschaftsjunioren in den Lehrplänen nicht ausreichend berücksichtigt. „Es ist wichtig, dass Schülerinnen und Schüler Arbeitnehmerrechte kennen und ihre Rechte als Verbraucher verstehen. Mündige junge Bürger kennen aber auch den Wert von Vertragsfreiheit und Tarifautonomie. Diese grundlegenden Freiheitsrechte sind leider in den Hintergrund gerückt“, äußert Jeannine Budelmann ihre Unzufriedenheit mit den neuen Lehrplänen.

Diese inhaltliche Kritik an den neuen Lehrplänen fußt auf der Beobachtung der Wirtschaftsjunioren, dass es Schülerinnen, Schülern und auch Lehrkräften oftmals schwerfällt, die Sicht eines Unternehmers einzunehmen. So machen Schüler und Lehrer jeden Tag Erfahrungen als Verbraucher, aber nur die wenigsten von ihnen kennen die Realität eines Unternehmers. Daher hätten sich die Wirtschaftsjunioren einen Lehrplan gewünscht, der dieses Defizit viel stärker aufgreift.

Ein konkretes Beispiel für das Fehlen der unternehmerischen Perspektive in den Unterrichtsvorgaben sehen die Wirtschaftsjunioren beim aktuell heiß diskutierten Thema Nachhaltigkeit. „Nachhaltiges Wirtschaften ist Teil des Selbstverständnisses weiter Teile der Wirtschaft in NRW und entspricht dem Leitbild des ,ehrbaren Kaufmanns‘, dem sich die Wirtschaftsjunioren verpflichtet fühlen“, bekräftigt Anja Bräuning, verantwortlich für das Thema Bildung im Landesvorstand der Wirtschaftsjunioren NRW. „Nachhaltigkeit versteht man am besten aus der Sicht eines Unternehmers, der jeden Tag Entscheidungen trifft, die sich auf die Umwelt, auf seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und letztlich auf den Fortbestand des ganzen Unternehmens auswirken. Wer hier, wie die Landesregierung, nur die Sicht der Verbraucher oder die Perspektive eines neutralen Beobachters vermitteln will, verpasst eine riesige Chance und springt zu kurz“, bedauert Anja Bräuning.

Bei aller Kritik sehen die Wirtschaftsjunioren NRW in dem neuen Schulfach aber auch erhebliche Chancen. Immerhin hat die Landesregierung auch auf Drängen der jungen Wirtschaft die grundlegende Bedeutung des Themas erkannt und einen ersten Schritt getan. Außerdem gibt es schon heute in allen Teilen von NRW vielfältige Projekte und Kooperationen zwischen den lokalen Kreisverbänden der Wirtschaftsjunioren und einzelnen Schulen. „Der Erfolg hängt aber noch zu sehr von einzelnen engagierten Lehrerinnen und Lehrern ab. Wir wünschen uns, dass die Landesregierung das, was heute schon vielfach lokal funktioniert, zum landesweiten Standard macht“, fordert Anja Bräuning.