Beim ersten Kreissprecher-Summit des Jahres trafen sich die neuen Kreisvorsitzenden der 27 nordrhein-westfälischen Juniorenkreise in Heiligenhaus, um über bestehende und neue Projekte zu sprechen, die auch über die eigenen regionalen Kreisgrenzen hinaus gemeinsam realisiert werden können.

Am Ende des zweitägigen Austauschs war jedoch vor allem eines klar: Neben all dem großartigen wirtschaftspolitischen und gesellschaftlichen Engagement innerhalb der Juniorenkreise werden wir Wirtschaftsjunioren all unsere Kräfte für die vom unbegreiflichen Krieg in der Ukraine betroffenen Menschen bündeln und dort unterstützen, wo unsere Stärke und unsere Expertise benötigt werden.

Das Netzwerktreffen wurde trotz des frühlingshaften Wetters von den erschreckenden Bildern flüchtender Familien und besorgniserregenden Berichten über die entsetzlichen Ereignisse in der Ukraine überschattet und schnell wurde deutlich, dass die Thematik die TeilehmerInnen ganz besonders bewegte und beschäftigte. Unmittelbar nach den ersten russischen Angriffen auf das Land reagierten unzählige Juniorenkreise aus der ganzen Bundesrepublik und organisierten Hilfsgütertransporte an die polnisch-ukrainische Landesgrenze oder sammelten Sach- und Geldspenden für die Ankunft Geflüchteter. Auch der WJ NRW Landesverband steht in ständigem Austausch mit den JCI-Organisationen in Europa und versucht dort zu helfen, wo Hilfe benötigt wird. Was wir als junge Wirtschaftsorganisation derzeit jedoch kurzfristig am besten leisten können, ist das Sammeln von Geldspenden. Wir freuen uns daher sehr, dass die Wirtschaftsjunioren Köln ihren Förderverein „Jot Hätz“ [siehe Info-Box] hierfür kurzfristig zur Verfügung stellen konnten. Darüber können alle eingehenden Geldspenden gebündelt und an anerkannte Hilfsorganisationen weitergeleitet werden.

Trotz der vorherrschenden Gespräche zur aktuellen Situation in der Ukraine bot das Summit den TeilnehmerInnen viele verschiedene Möglichkeiten zum Kennenlernen und Netzwerken sowie für den direkten Austausch mit dem NRW-Landesvorstand. Gemeinsame Projekte und spezielle Kreissprecher-Trainings sollen zukünftig auch frühzeitig die designierten Deputies auf ihr Vorstandsjahr vorbereiten.


„Ich würde sagen: Ein Liberaler!“ – Polit-Talk mit Europa-Abgeordnetem Moritz Körner

Ein weiteres Highlight war der persönliche Austausch mit dem Europa-Abgeordneten Moritz Körner (FDP), welcher als Überraschungsgast den Interviewfragen von Politik-Ressortleiter Mark Klein Rede und Antwort stand.

„Aus einem Gefühl heraus würde ich sagen: Ein Liberaler!“ – mit dieser Antwort auf die Frage nach seiner politischen Haltung erstaunte und irritierte Körner seinen damaligen Geschichtslehrer. Er fasste uns seinen beeindruckenden Werdegang vom NRW-Landesvorsitzenden der JuLi’s (Junge Liberale) bis hin zu seinem aktuellen Mandat als Abgeordneter des Europaparlaments in Brüssel zusammen, dessen Prozesse er das ein oder andere Mal gerne etwas beschleunigen oder verändern wollen würde.

Körner gesteht offensichtliche Differenzen bei der Verständigung und Einigkeit unter den unterschiedlichen EU-Mitgliedsstaaten insbesondere während der Corona-Pandemie ein. Er betont jedoch auch die enorme Wichtigkeit eines vereinten Europas in Krisenzeiten, die nicht nur den europäischen Kontinent vor ungeahnte Herausforderungen stelle und mahnt, dass dieses Bündnis zerbrechlich und der noch bis vor wenigen Wochen vorherrschende Frieden nicht für alle selbstverständlich sei. Dass die EU in kürzester Zeit insgesamt 450 Millionen Euro für Waffenlieferungen in die Ukraine freigegeben habe, sei in der Geschichte der EU so bisher noch nicht vorgekommen. Körner hoffe jedoch, dass dieses Momentum auch für eine mindestens europäische Bewältigung weiterer globaler Herausforderungen wie den Klimawandel, die Digitalisierung und auch Geopolitik genutzt werde.

„Echte Politik ist mehr West Wing als House of Cards!“

Abschließend schildert er den ZuhörerInnen die kleinen und großen Unterschiede zwischen der hochkomplexen, theoretischen Arbeit innerhalb des EU-Parlaments und der bürgernahen, kollegialen Arbeitsumgebung im nordrhein-westfälischen Landtag. Auf Vorschlag der FDP-Landtagsfraktion werde er nach der NRW-Landtagswahl am 15. Mai wieder aktiv in den Düsseldorfer Landtag zurückkehren um dort – neben der Fortführung seines Mandats als Europaabgeordneter – die Nachfolge von FDP-Generalsekretär Johannes Vogel anzutreten.

Auf mögliche Koalitionsmodelle für eine neue Landtagsregierung wolle er sich jedoch noch nicht festlegen. Er selbst sei an den Sondierungsgesprächen nach der Bundestagswahl 2021 beteiligt gewesen und sowohl von der SPD als auch besonders von den Grünen sehr positiv überrascht worden. Eine aufrichtige, konstruktive und vertrauensvolle Verhandlungsbasis sei unvermeidlich für eine gemeinsame Kompromissfindung. An gestrigen und „eingefahrenen“ Grundsätzen festzuhalten sei sicherlich der falsche Weg, ein Land wie Deutschland zu regieren. Er sei jedoch sehr froh, dass die Strukturen innerhalb Deutschlands nicht so eingefahren sind wie beispielsweise in den Vereinigten Staaten.



Zur Person: Moritz Körner, 1990 in Wiesbaden geboren, aufgewachsen in Langenfeld (Rhld.) engagiert sich seit seinem 17. Lebensjahr aktiv bei den „Jungen Liberalen (JuLi’s)“, zog 2017 mit 26 Jahren als jüngster Abgeordneter in den Landtag NRW ein und setzt sich nun seit Mai 2019 in Brüssel als gewählter Europaabgeordneter für ein „zukunftsfähiges Europa“ ein. Er wurde vom Wirtschaftsmagazin „Capital“ in die „Junge Elite – Top 40 unter 40“ gewählt, vertritt im EU-Parlament die „Renew Europe“-Kampagne der FDP und war in Berlin an den Sondierungsgesprächen für die neue Bundesregierung beteiligt.